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Wenn ich das früher gewusst hätte! Typische Anfängerirrtümer in der Hundebetreuung

Wenn du dich für eine berufliche Zukunft mit Hunden interessierst, hast du wahrscheinlich schon oft gehört: „Ach, Hundebetreuung? Das ist doch ganz einfach. Man muss Hunde nur mögen.“

Aber du ahnst es sicher schon – so einfach ist es nicht. Denn wer Verantwortung für Hunde übernimmt, trägt nicht nur eine Leine in der Hand, sondern das Vertrauen von Menschen, die ihr Tier als Familienmitglied sehen.

Fehler passieren – das ist normal. Aber manche Fehler sind vermeidbar, wenn man sie kennt. Genau darüber spreche ich heute: über die häufigsten Stolpersteine, die viele am Anfang machen (so auch ich) – und wie du sie umgehst.


1. Irrtum: „Ich nehme alle Hunde, weil ich niemanden enttäuschen will und weil ich das Geld brauche.“

Fast jede:r, der neu startet, kennt diesen Gedanken. Du willst helfen, du willst gebraucht werden, du willst niemandem absagen, du brauchst Kund:innen. Schließlich bedeutet jedes Nein ja auch ein „verlorener Kunde“ – oder?

Doch das Gegenteil ist der Fall.

Wenn du jeden Hund annimmst – egal, ob er zu deinem Konzept passt oder nicht – riskierst du Stress, Unruhe und sogar Gefahren in deiner Gruppe.

Warum das ein Problem ist:

  • Nicht jeder Hund ist gruppentauglich.

  • Manche Hunde brauchen mehr Rückzug oder 1:1-Betreuung.

  • Andere haben gesundheitliche oder verhaltensbedingte Grenzen.

  • Ein einziger unpassender Hund kann das Gleichgewicht einer Gruppe völlig kippen.

Viele Betreuer:innen unterschätzen, wie sensibel Hunde auf Gruppendynamik reagieren. Schon kleine Spannungen können zu großem Stress führen – und Stress wiederum verändert Verhalten.

Was du stattdessen tun solltest:

  • Definiere klare Aufnahmekriterien. Welche Hunde passen zu dir – und welche nicht?

  • Führe ein ausführliches Erstgespräch mit jeder neuen Kundin.

  • Mach einen Probe-Halbtag oder -Spaziergang, um zu sehen, wie der Hund wirklich reagiert.

  • Hab den Mut, Nein zu sagen – das ist kein Verlust, sondern Professionalität.

Ethische Hundebetreuung bedeutet, ehrlich zu sein – auch, wenn es manchmal unbequemer ist.


2. Irrtum: „Hunde regeln das unter sich.“

Dieser Satz hält sich hartnäckig. Er klingt praktisch – schließlich musst du dich dann nicht einmischen, oder?

Aber „Hunde regeln das unter sich“ ist einer der gefährlichsten Irrtümer in der Hundebetreuung.

Natürlich kommunizieren Hunde miteinander. Sie haben eine feine, oft stille Sprache. Aber: Nicht alle Hunde sind kompetent genug, um Dinge selbst zu regeln. Viele wurden nie richtig sozialisiert, haben schlechte Erfahrungen gemacht oder reagieren gestresst in neuen Gruppen. Oder sie sind schlichtweg zu jung.

Das bedeutet: Ein Konflikt kann entstehen, bevor du überhaupt merkst, dass etwas kippt.

Typische Frühwarnzeichen:

  • Ein Hund wird steif, schaut weg, leckt sich über die Nase

  • Ein anderer fixiert mit Blicken oder stellt die Rute hoch

  • Es wird still – kein Spiel, keine Bewegung

  • Kurze, schnelle Bewegungen oder Knurren

  • Hoher Erregungslevel

Wenn du jetzt denkst: „Aber das ist doch normal unter Hunden“ – ja, ein gewisses Maß an Kommunikation ist normal. Aber deine Aufgabe als Betreuungsperson ist es, frühzeitig zu erkennen, wann ein Hund überfordert ist, und rechtzeitig zu moderieren, bevor etwas passiert.

Was du stattdessen tun solltest:

  • Lerne, die Körpersprache der Hunde zu lesen – nicht nur „Spiel oder Kampf“, sondern die feinen Zwischentöne.

  • Beobachte Hunde im Kontext: Verhalten hängt immer von Situation, Raum, Geruch, Stimmung und Zusammensetzung ab.

  • Greif freundlich ein, wenn du merkst, dass ein Hund Hilfe braucht – durch Abstand, Bewegung, Unterbrechung oder positive Umleitung.

Echte Fachleute überlassen nichts dem Zufall. Sie sind still, aufmerksam und vorausschauend – und genau das schützt Hunde.


3. Irrtum: „Ich habe eigene Hunde – ich weiß, wie es geht.“

Das ist einer der häufigsten (und verständlichsten) Denkfehler. Wer seit Jahren Hunde hat, sammelt natürlich Erfahrung. Aber: Eigene Hunde zu führen ist nicht dasselbe, wie fremde Hunde zu betreuen.

Warum? Weil du deine eigenen Hunde kennst. Du weißt, was sie mögen, wann sie nervös werden, wie du sie beruhigen kannst. Du hast Routine. Vertrauen. Eine Beziehung.

Mit fremden Hunden ist das anders. Du kennst ihre Vorgeschichte nicht. Du weißt nicht, wie sie auf Druck, Nähe, Lärm oder andere Hunde reagieren. Und du trägst die volle Verantwortung, wenn etwas passiert. Also gerade dann, wenn du denkst, du seist hundeerfahren, bleib offen für Neues. Bilde dich weiter.

Typische Situationen, die unterschätzt werden:

  • Ein Hund hat Angst vor Männern, aber die Besitzerin hat das nicht erwähnt.

  • Eine Hündin wird bald läufig, aber der Besitzer hat’s vergessen zu sagen.

  • Ein Hund reagiert überschwänglich auf bestimmte Bewegungen – du denkst, er „spielt“.

  • Ein anderer hat Trennungsstress und kratzt ständig an der Tür oder jammert viel.

Mit Erfahrung wächst dein Gespür – aber echte Sicherheit entsteht nur durch Wissen.

Was du stattdessen tun solltest:

  • Lass dich ausbilden – über Kommunikation, Bedürfnisse, Emotionen, Stress.

  • Sammle praktische Erfahrung mit vielen verschiedenen Hunden – nicht nur den eigenen.

  • Hospitiere bei Profis, schau zu, frag nach, reflektiere.

Es geht nicht darum, perfekt zu sein – sondern darum, vorbereitet zu sein.


Hundebetreuerin mit zwei Hunden an einem Fluss
Erfahrung mit eigenen Hunden zu haben, schadet zwar nicht, qualifiziert dich aber nicht automatisch dazu, fremde Hunde zu betreuen.

4. Irrtum: „Ich probiere einfach – wird schon gut gehen.“

Das ist einer der gefährlichsten Sätze in der Hundebetreuung. „Wird schon gut gehen“ hat schon viele Verletzungen, Tränen und Tierarztbesuche gekostet.

Natürlich musst du irgendwann anfangen. Aber: Wer mit Tieren arbeitet, darf nicht auf Glück bauen.

Warum dieser Fehler so oft passiert:

Viele Einsteiger:innen wissen gar nicht, wie komplex Hundebetreuung ist. Sie denken, sie lernen „im Tun“ – und das stimmt teilweise. Aber ohne Grundlagenwissen kann das „Tun“ schnell zu Fehlern führen, die Hunde (und Halter:innen) teuer bezahlen.

Beispiel:

  • Du lässt zwei Hunde miteinander interagieren, die sich nicht mögen.

  • Einer rennt auf die Straße – du hast keine Doppelsicherung.

  • Ein Hund frisst etwas Giftiges – du erkennst es zu spät.

Das sind keine „Unfälle“, sondern vermeidbare Situationen, wenn man weiß, worauf man achten muss.

Was du stattdessen tun solltest:

  • Mach eine fundierte Ausbildung, bevor du selbständig betreust.

  • Lerne Erste Hilfe am Hund – du musst keine Tierärztin sein, aber wissen, was zu tun ist.

  • Erstelle einen Notfallplan: Was tust du, wenn ein Hund krank wird, sich verletzt oder entläuft?

  • Sprich mit anderen Profis, bilde dich weiter, reflektiere regelmäßig.

Selbstbewusstsein kommt aus Wissen – nicht aus Hoffnung.


5. Irrtum: „Ich arbeite mit Druck – sonst klappt das nicht.“

Dieser Punkt ist mir besonders wichtig, denn viele Menschen übernehmen Methoden, die sie irgendwo auf Social Media gesehen haben, ohne zu wissen, was sie im Hund wirklich auslösen.

„Ein kurzer Ruck an der Leine, das muss er aushalten.“ „Wenn er nicht hört, muss man sich durchsetzen.“ „Die müssen wissen, wer der Chef ist.“

So ein Verhalten ist tierschutzwidrig und es schafft Unsicherheit, führt zu Meideverhalten und Angst.

Hunde, die unter Druck stehen, reagieren mit Stress. Und Stress zeigt sich nicht nur durch Zittern oder Winseln – oft durch scheinbar „ungehorsames“ Verhalten: Zerren, Bellen, Ignorieren, Vermeiden.

Warum das so ist:

Stresshormone verändern die Wahrnehmung. Ein gestresster Hund kann schlicht nicht in Ruhe denken und gute Entscheidungen treffen.

Druck zerstört Vertrauen. Aber Vertrauen ist die Grundlage für Kooperation – nicht Angst.

Was du stattdessen tun solltest:

  • Schaffe Sicherheit und Vertrauen.

  • Gib Hunden Zeit, dich kennenzulernen und lass dir Zeit, sie kennenzulernen.

  • Nutze positive Verstärkung – nicht als „Leckerli-Trick“, sondern als echte Kommunikation.

  • Arbeite mit Ruhe, Klarheit und Respekt.

Ethische Hundebetreuung heißt: Nicht „funktionieren“ lassen – sondern begleiten, verstehen, respektieren.


Fehler sind normal – Verantwortung ist entscheidend

Jede:r fängt irgendwo an. Und jede:r macht Fehler. Das Ziel ist, aus ihnen zu lernen, aber nicht auf Kosten der Hunde.

Wenn du diesen Artikel liest, gehörst du bereits zu den Menschen, die es richtig machen wollen. Du willst verstehen, wie Hunde denken, was sie motiviert. Du willst wissen, statt raten. Du willst fair sein – zu Hunden, zu Halter:innen und zu dir selbst.

Das ist der erste Schritt zur echten Professionalität.


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Dann bist du genau richtig bei meiner Ausbildung Ethical Dog Care Education – Professionelle Hundebetreuung mit Herz & Wissen.

Hier lernst du:

  • wie du Hunde sicher und fair betreust,

  • wie du Körpersprache richtig liest,

  • wie du Notfälle erkennst und souverän handelst,

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Ethische Hundebetreuung ist kein Trend – sie ist die Zukunft, denn Hunde brauchen keine Aufpasser:innen. Sie brauchen Menschen, die sie verstehen.

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